12.03.2016 · Der Frauen-Radsport dünnt in der internationale Spitze sukzessive aus. Das ist nicht alleine dem demografischen Wandel geschuldet. Es fehlen einfach die Strukturen. „Nur wenige Fahrerinnen sind echte Profis“, erklärt Ulrich Bock, „und können davon leben.“
Das Problem ist den Verbänden national wie international bekannt - die Lösungen auch. Allein an der Umsetzung fehlt es. „Noch“, sagt der Leiter der Landesssportschule mit Nachdruck und verweist auf diverse Arbeitskreise, welche eine weltweite Veränderung konsequent vorantreiben. In der (Rad-) Sportstadt bekommen die U 19 und U 17 weiblich vom 10. bis 12. Juni die Möglichkeit zu einem europäischen Vergleich auf hohem Niveau - mit Fahrerinnen aus zehn Nationen. „In enger Absprache mit den Verbänden, aber auch den Nationaltrainern haben wir ein attraktives Rennkonzept entworfen“, verrät der Motor- und Ideengeber des Albstädter Frauen-Etappenrennens, welcher sich im Postulieren ehrgeiziger Ziele ganz bewusst zurückhält: „Wir haben das Rad natürlich nicht neu erfunden, aber an den entsprechenden Stellschrauben angezogen respektive diese gelockert.“ Im Vorfeld haben die Verantwortlichen akribische Vorarbeit geleistet - ein neues Konzept mit vier Etappen an drei Renntagen erarbeitet, aber nicht gänzlich mit der Tradition gebrochen. „Natürlich ist der Auftakt am Bärenkreisel in Truchtelfingen“, betont Bock, „allerdings nicht wie in den vergangenen Jahren mit großem Festzelt, sondern alles eine Nummer kleiner. Wir müssen am Abend schließlich noch auf Langenwand umziehen.“
Die Macher des Rennspektakels auf den schmalen Reifen haben in den vergangenen 16 Jahren viel Erfahrung gesammelt und eine gewisse Routine entwickelt- da läuft vieles automatisch. „Wir haben die Veranstaltung permanent weiterentwickelt und auch kritisch analysiert", nimmt Bock den Gesprächsfaden wieder auf, „es ist uns dabei gelungen, den Namen Albstadt in der Szene des Frauenradrennsports international in einem sehr guten Licht zu positionieren. Besonders gut in Erinnerung ist dabei unser Etappenrennen mit UCI-Status in zeitlicher Verbindung mit der damaligen Weltmeisterschaft 2007 in Stuttgart. Rund 20 Nationen kamen damals nach Albstadt und waren begeistert von unserem 'klein aber fein“. Attraktive Starterfelder sind heute aber nur noch zu erreichen, wenn das Etappenrennen im internationalen Kalender seinen festen Platz hat. Das ist uns mit dem neuen Format gelungen.“
Das Peloton ist bereits komplett: Neben den Nationalteams bringen fünf Bundesliga-Teams am zweiten Juni-Wochenende beim Klassiker auf der Schwäbischen Alb Punch auf die Pedale. „Das Anforderungsprofil ist hoch“, so Bock weiter, „das Feld sehr gut besetzt.“ Neben den starken Niederländerinnen, welche in den vergangenen Jahren mehrfach auf den Albstädter Straßen für Furore gesorgt haben, kommen Österreich, Frankreich, Italien, die Schweiz und Wales sowie drei skandinavische Teams in die Sportstadt. „Das gibt ein hochkarätiges Etappenrennen bei uns“, blickt Bock voraus und in die Ergebnisliste der Weltmeisterschaften 2015. In den USA platzierte sich Susanne Andersen an fünfter Stelle und zählt mit den Norwegerinnen natürlich zu den Favoriten. Vorne mitmischen wollen auch die deutschen Talente um Christa Riffel aus dem badischen Oberhausen (38. bei der WM) und die Württembergerin Liane Lippert (40.). „Weiterhin waren noch weitere sechs Fahrerinnen vom jüngeren Jahrgang aus Italien, Schweden und den Niederlanden bei der WM auf den Rängen sechs bis 31“, sagt Bock, der natürlich weiß, dass UCI und BDR die Veranstaltung ganz genau beobachten werden. „Wir haben einen sehr guten Ruf in der Szene“, weiß Bock, der eine klare Vision hat: „Wir möchten uns nachhaltig positionieren: Albstadt als internationaler Talentschuppen...“
von Zollern-Alb-Kurier, 12.03.2016