Die dritte und vierte Etappe

Wie Katz und Maus um den Bahnhof

 

19.08.2006 · Selten dürfte es eine spannendere Etappe beim Frauenrennen gegeben haben, als am Donnerstagabend in Truchtelfingen. Tanja Hennes rettete eine halbe Radlänge Vorsprung ins Ziel.

ALBSTADT. Statt Jubel herrschte Sprachlosigkeit bei den Organisatoren und den hunderten Zuschauern, die die Strecke entlang der Schmiecha und der Eisenbahnlinie säumten. So arg hatten sie die letzten fünf Runden der dritten Etappe mitgenommen, dass ihnen die Puste weg blieb. Fünf runden vor Schluss startete die Gesamtführende Trixi Worrack von der "Equipe Nürnberger" eine fast aussichtlose Aufholjagd auf Tanja Hennes (RG Charlottenburg Berlin), die mit 300 Metern Vorsprung führte, und musste sich im Ziel nur um ein paar Zentimeter geschlagen geben.

Es war das klassische Katz- und Maus-Spiel rund um den alten Truchtelfinger Bahnhof. Mit dem Unterschied, dass die Maus überlebte. Tanja Hennes, in der Weltrangliste auf Rang 27 notiert und praktisch auf sich alleine gestellt, nahm nach der Hälfte der Renndistanz die Beine in die Hand und flog dem Feld auf und davon. "Normalerweise versuche ich, bei einem Ausreißversuch soviel Distanz zum Verfolgerfeld zu schaffen, dass mich niemand mehr sieht." Fast schien die Taktik aufzugehen, hätten sich nicht einige überrundete Fahrerinnen an ihre Fersen geheftet und sie irritiert, darunter Sabine Fischer von der "Equipe Nürnberger". "Das war schwierig mit Sabine an meinem Hinterrad", schilderte Hennes die Zwickmühle, in der sie sich befand. Denn Fischer habe über Funk jede Tempoveränderung an ihren Rennstall weitergeben können, so dass Trixi Worrack ständig auf dem Laufenden gewesen sei.


Bild zum Bericht
Das siebte Frauen-Etappenrennen in Albstadt ist seit gestern Abend Hauchdünne Siegerin in Truchtelfingen: Tanja Hennes.


Was das Profi-Team aus Nürnberg leistete, war Weltklasse: Eine Spionin hatte es im Windschatten der Ausreißerin platziert und die anderen Mädchen leisteten Führungsarbeit für Worrack. Ganz nebenbei verteidigte Tina Liebig bei den schnellen Runden, für die es Sprintpunkte gab, ihr "Volksbank Tailfingen"-Trikot der Punktbesten, die restlichen Teamgefährtinnen rieben sich für die Trägerin des gelben Trikots auf. Auf den letzten drei runden konnte die 24-Jährige nochmals richtig Gas geben und den Abstand pulverisieren, einen Kilometer vor Schluss flog sie auf der Zielgeraden wie ein Habicht heran und holte Hennes ein.

Doch die Berlinerin hatte ihr Pulver noch nicht verschossen und spielte auf der Zielgeraden ihre Sprinterqualitäten aus: "Augen zu und durch", sei ihr Motto gewesen, sagte die Siegerin des Frauen-Etappenrennens von 2001. Worrack jedenfalls wurde knapp geschlagen und zollte Hennes Respekt: "Sie ist stark gefahren."

Welche Bedeutung der Sieg hat, machte Ulrich Bock, der Organisator des Rennens klar: "Hennes war ganz auf sich alleine gestellt. Worrack dagegen hat fünf Fahrerinnen ihres Profi-Teams verschlissen."

In der Gesamtwertung änderte sich nichts. Worrack führte mit komfortablem Vorsprung auf ihre Mannschaftsgefährtin Tina Liebig und Birgit Söllner (Team Stevens Switzerland), die Dritte wurde.

Keine Veränderungen gab es gestern Vormittag auf dem Lichtenbol. In einem Rennen, das stark von der Mannschaftstaktik geprägt war, ließ sich das Führungstrio vom Hauptfeld ziehen. In der ersten Runde wagte die Holländerin Kathleen Sterckx vom Merida Ladies Cycling Team einen Ausreißversuch, wurde aber von vier anderen Fahrerinnen schnell gestellt. Den spannenden Schlusssprint gewann Claudia Witteveen (Merida), vor Sterckx und Eva Lutz (Equipe Nürnberger).

Beim männlichen Nachwuchs behielt Simon Nuber (RU Wangen) die Führung vor dem Geislinger Lokalmatador David Schalow.

von Zollern-Alb-Kurier, 19.08.2006

 

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