25.08.2008 · Der Citysprint in Tailfingen hat einen fulminanten Schlusspunkt unter das Frauen-Etappenrennen gesetzt. Titelverteidigerin Trixi Worrack verlässt zum dritten Mal in Folge Albstadt im gelben Trikot.
Albstadt. "Es ist schon etwas Besonderes dreimal zu gewinnen", war die 27-Jährige von der Equipe Nürnberger glücklich über ihren Erfolg, den sie ihrem Team zu verdanken habe. Ihre Stallgefährtinnen hätten sie schon am Vortag in Pfeffingen in eine super Position gefahren und in Tailfingen dafür gesorgt, dass ihre Führung nie in Gefahr geriet: "Die sind so erfahren, dass sie wussten, wo es lang ging. Da musste ich nicht viel sagen", meinte Worrack.
Tatsächlich hat der sportliche Leiter des Nürnberger Profiteams, Jens Zemke über Funk die Fäden gezogen. Trotz hohem Tempo blieb das Feld bis zur Halbzeit dicht beisammen, bei den beiden Sprintrunden stockte die Italienerin Alessandra D'Ettore (Team Fasso Bortolo) ihr Punktekonto etwas auf. In der 20. Runde spurtete Tina Liebig vom holländischen Team DSB-Bank los. An ihr Hinterrad hefteten sich die Engländerin Heien Wyman (Swift), die Nürnberger Aufpasserin Christine Becker und die Schweizerin Mirjam Hauser-Senn (Specialized Designs for Women), die in der Gesamtwertung nur 1:14 Minuten Rückstand auf Worrack aufwies. "Lasst die Gruppe gehen", wies Zemke seine Mädchen an. Bis zu einer Minute Rückstand sei zunächst angemessen, zehn Runden vor Schluss solle auf 45 Sekunden verkürzt werden.
Hintergrund dieser Taktik: Keine andere Fahrerin, die noch in aussichtsreicher Position lag, sollte ermutigt werden die große Lücke zur Spitzengruppe zu schließen und möglicherweise eine neue Ausreißergruppe zu bilden, die den Doppelsieg in der Gesamtwertung in Gefahr bringen könnte. Erst in den letzten fünf Runden sollten die Nürnbergerin-nen bis auf 15 Sekunden aufschließen, dann könne nicht mehr viel passieren, so Zemke weiter.
Klare Angelegenheit: Trixi Worrack vom deutschen Profirennstall Equipe Nürnberger (links) dominierte das hochkarätig besetzte Feld beim Frauen-Etappenrennen nach Belieben und sicherte sich am Ende auch hochverdient den Gesamtsieg.
Sein Plan ging - fast - auf. Bis zur 37. Runde kämpfte sich das Feld auf die Viertelminute heran, als plötzlich die starke Russin Alexandra Burchenkova (Team Petrogradets) die Initiative ergriff. Sie jagte dem Spitzenquartett hinterher und zwang die anderen Fahrerinnen aus dem Hauptfeld mitzugehen. Die 19-jährige Olympiateilnehmerin überspurtete die bis dahin Führenden. Angela Hennig vom Team DSB-Bank blieb dran, zwei Runden lang kämpften sie Seite an Seite um den Tagessieg und Rang drei in der Gesamtwertung. Doch in der letzten Runde überraschte Adrie Visser (DSB-Bank) die Russin mit einem schnellen Antritt. Nur Charlotte Becker vom Team Nürnberger vermochte ihr zu folgen. Den Zielsprint auf der Geraden hoch zur Volksbank Tailfingen zog die 25-Jährige etwas zu früh an. Aus ihrem Windschatten heraus spurtete Vissser nach 2:002,29 Stunden zum Etappensieg. Zwei Sekunden hinter den beiden raste Angela Hennig ins Ziel, die sich dank der Zeitgutschrift auf Platz drei im Gesamtklassement vor Sereina Trachsel (Bigla) und Burchenkova vorschob.
Trixi Worrack wurde Zehnte und verteidigte souverän ihr gelbes Trikot. Den Nürnberger Doppelerfolg machte Charlotte Becker perfekt, die am Ende 16 Sekunden vor Hennig lag.
"Da war absolute Weltklasse", schwärmte Moderator und Organisator Ulrich Bock von der Leistung der Damen und insbesondere vom beherzten Auftritt der jungen Russin Burchenkova, die der Nürnberger Taktik ums Haar einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Zemke atmete ganz tief durch: "Irgendwie habe ich geahnt, dass da noch etwas passiert. Aber es ist ja noch einmal gutgegangen."
Frauen-Etappenrennen: Die Wertungen auf einen Blick
Wie schon in den beiden Jahren zuvor darf Trixi Worrack von der Equipe Nürnberger das gelbe Albstadt-Trikot der Gesamtführenden behalten, das sie schon seit dem Zeitfahren trug. Ins rote Mabitz-Trikot der Führenden in der Altersklasse U 23 schlüpfte die Russin Alexandra Burchenkova (Team Petrogradets). Das blaue Fiat-Jersey der schnellsten U 19-Fahrerin hat sich die Jüngste des gesamten Wettbewerbs verdient: Die 17-jährige Jaqueline Hahn aus der Nationalmannschaft Österreich, die im Gesamtklassement einen hervorragenden neunten Platz belegte. Das Trikot der Volksbank Tailfingen für die beste Punktesammlerin ging unterdessen an die Schwedin Veronica Andreasson vom Schweizer Bigla Cycling Team. Sie hatte einen Zähler mehr ersprintet als Alessandra D'Ettore vom italienischen Team Fassa Bortolo. Die Mannschaftswertung gewann die Equipe Nürnberger vor der DSB Bank und dem Schweizer Team Specialized for Women.
von Zollern-Alb-Kurier, 25.08.2008